Würdest du sagen, dass die Entscheidung für die Musik als Beruf eine bewusste war?
Auf jeden Fall! Das war eine Entscheidung, die sehr bewusst war und auch ziemlich früh schon fiel. Ich komme aus keiner Musikerfamilie, es war also nicht einfach vorgezeichnet. Aber ich habe schon im Jugendorchester gemerkt, wie viel Spaß mir dieses Leben macht. Und dann bin ich auch ganz gezielt nach Lübeck zu meinem Professor zum Jungstudium gegangen. Ich habe auch nie in Frage gestellt, ob das alles klappt – obwohl ich im Rückblick natürlich weiß, dass es auf keinen Fall selbstverständlich ist. Und wenn ich jetzt bei meiner eigenen Tochter die ganzen Fragezeichen nach ihrem Abitur sehe, denke ich nur: krass, bei mir war das damals einfach total klar.
Was ist die besondere Stärke des Ensemble Resonanz?
Wenn ich das mal so mit größeren Orchestern vergleiche, in denen ich Aushilfe gespielt habe, dann haben wir einfach einen ganz anderen Mechanismus. Bei dem sich alle mit allem einbringen können und gehört werden. Und wo wir erst gar keine großen Routinen aufbauen können, mit gar nichts – weil wir selbst es uns immer wieder so einrichten. Das ist glaube ich der springende Punkt: Es ist nichts festgefahren.
Ein Instrument, für das du nochmal umschulen würdest?
Kontrabass, ganz klar. Ich habe mein Studium ja mit der Geige angefangen und bin erst nach drei Semestern zur Bratsche gewechselt. Heute denke ich: ich hätte gleich auf Kontrabass umsteigen sollen. Ich finde diese Funktion einfach so toll – das Ganze von unten anzuschieben und zu gestalten. Ich höre auch viel Jazz uns bin da sehr bassorientiert. Also ja, definitiv Kontrabass!
Gibt es eine Person, die dich immer wieder inspiriert?
Mein Vater tatsächlich. Der war bei meiner Geburt schon fünfzig, hatte ein ganzes Leben mitsamt Krieg hinter sich. Er hatte tausend Sachen, die ihm einfach unter den Nägeln gebrannt haben nach dem Krieg - und das hat er alles gemacht, ohne Wenn und Aber! Diese Lebenseinstellung inspiriert mich. Und er hat mich total unterstützt, sobald ich selber denken konnte – auch in meiner musikalischen Laufbahn. Ich muss oft an ihn denken und es fasziniert mich, was er so alles hingekriegt hat.