Das Programmheft ist digital! Lest und schaut und hört vor dem Konzert oder danach. Währenddessen lieber den Blick auf die Bühne richten oder im Saal umherschweifen lassen. Und die Ohren öffnen für das, was kommt. Im Anschluss an das Konzert steht Euch wieder alles zur Verfügung.
Musik als lebendiges System – Zwischen Werk und Prozess
Bearbeitungen – Transformationen des Werks
Bach, Schubert und Berio: Bearbeitung als künstlerischer Prozess
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Orchestersuite Nr. 3, BMV 1068
II. Air
Tanya Tagaq (*1975)
Sivunittinni
Luciano Berio (1925-2003)
Chemins IV su Sequenza VII für Sopransaxofon und 11 Streicher
Jlin Patton (*1987)
Little Black Book
– Pause –
Rafiq Bhatia (*1977)
Glimmers
Franz Schubert (1797-1828)
Sonate a-moll D821 »Arpeggione« für Alt-Saxophon und Streicher arrangiert von Dobrinka Tabakova
I Allegro moderato
II Adagio
III Allegretto
Asya Fateyeva Saxofon
Leopold Hurt Dirigent
Ensemble Resonanz
Konzertende: ca. 21:30 Uhr
Wo Material und Ressourcen allen offen stehen, werden Grenzen zu neuen Horizonten - und Partituren zu Leinwänden: Mit Asya Fateyeva erprobt das Ensemble Wege der Anverwandlung. Schuberts »Arppegione« in doppelter Bearbeitung, Berios eigenes work in progress und kollektiv erarbeitete Versionen aus der Sammlung »50 for the future«. Nur eine bleibt unberührt: Bachs »Air«, bei ihr darf das Original wieder als das Neue gelten.
Liebe Freundinnen und Freunde des Ensemble Resonanz,
herzlich willkommen in unserem Konzert »open source«!
Was ist ein musikalisches Werk? Eine »in sich geschlossene, von ihrem Schöpfer autonom bestimmte Gestalt«, wie der Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus mal vorgeschlagen hat? Oder eine Idee, die sich in der musikalischen Anverwandlung derer, die sie aufgreifen und interpretieren, immer wieder neu offenbart?
Von Frühbarock über Beethoven, Wagner bis Cage, zwischen Coltrane, McCartney, Tupac und Taylor Swift, auf den musikalischen Spuren von oralen Traditionen, gedruckten Partituren, spotify oder KI – es gibt unzählige Antworten auf diese Fragen. Oder keine?
Dieses Programm besteht ausschließlich aus komponierten Interpretationen, Arrangements, und Überarbeitungen, mit Ausnahme der Air von Bach aus der dritten Orchestersuite. Eines der vermutlich meistbearbeiteten Werke der klassischen Musikgeschichte darf heute eingangs im Original erklingen.
Die Musik von Tanya Tagaq, Jlin Patton und Rafiq Bhatia etwa lag den Musikern in von den Komponistinnen produzierten soundfiles vor, von denen aus die bestehenden Einrichtungen des Kronos Quartetts weiterentwickelt wurden, Luciano Berios Chemin 4 ist eine Überarbeitung seiner eigenen Solokomposition »Sequenza VII«. Für die »Arpeggione« von Franz Schubert hat sich aufgrund der Seltenheit des Originalinstruments längst eine als Original empfundene Aufführungspraxis mit Bratsche oder Cello etabliert, heute erklingt sie mit Alt-Saxofon und Streichorchester.
Dass Asya Fateyeva mit diesem Programm in den resonanzen zu Gast ist, freut uns nicht nur, weil sie eine fantastische Künstlerin ist und eine Schwester im Geiste. Kaum ein Instrument kann in der Welt der Anverwandlungen und Bearbeitungen so selbstverständlich navigieren wie das das Saxofon.
Liebes Publikum der resonanzen, mit diesen Konzerten geht meine Zeit als Künstlerischer Manager und Geschäftsführer des Ensemble Resonanz zu Ende. In der kommenden Saison wartet auf mich eine neue Aufgabe als Intendant des Konzerthaus Berlin. Mit diesem Abschied schließt sich ein Kapitel, das lange mein Leben bestimmt und erfüllt hat. Sie waren stets ein Teil davon. Es war auch Ihr Zuhören und Ihre Zugewandtheit, die aus unseren Konzerten immer wieder einzigartige Resonanzerfahrungen gemacht haben. Vielen Dank!
Ihr Tobias Rempe
Was ist ein musikalisches Werk? Diese Frage hat die europäische Kunstmusik geprägt wie kaum eine andere. Besonders im 19. Jahrhundert setzte sich die Vorstellung durch, dass ein Musikstück ein vollendetes Kunstwerk ist – bewusst geschaffen und in einer Partitur fixiert. Der Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus (1928–1989), der sich umfassend mit der Musik im 19. Jahrhundert beschäftigt hat, beschrieb das Werk als eine »in sich geschlossene, von ihrem Schöpfer autonom bestimmte Gestalt«. Diese Idee prägt bis heute unser Verständnis von Komposition und Interpretation.
Doch diese Sichtweise entwickelte sich erst im Laufe der Musikgeschichte. Noch im Mittelalter und Frühbarock spielten Aufführungspraxis und Improvisation eine zentrale Rolle, die den eigentlichen Kompositionsprozess mitunter in den Schatten stellte; in der Wiener Klassik und spätestens mit Ludwig van Beethoven (1770–1827), dessen Werke als unantastbare Kunstwerke galten und das Bild vom »genialen Komponisten« begründete, nahm der Werkbegriff allerdings sukzessive Gestalt an. Die zunehmende Verbreitung des Notendrucks im 19. Jahrhundert verstärkte die Vorstellung, dass Musik eine feste, unveränderliche Gestalt besitzt.
In Stein gemeißelt war der Werkbegriff damit aber noch lange nicht, vielmehr wurde er immer wieder herausgefordert: Richard Wagner (1813–1883) etwa betrachtete seine Opern als »Gesamtkunstwerke«, die sich nicht nur durch die Musik, sondern etwa auch durch ihr Libretto (das Wagner selbstredend selbst verfasste) und ihre szenische Umsetzung definierten. In der Neuen Musik des 20. Jahrhunderts experimentierten Komponist:innen wie Cathy Berberian (1925–1983) oder John Cage (1912–1992) mit offenen Formen, die den Zufall oder die Interpretation der Musiker:innen in die Werkgestaltung einbeziehen. Cages legendäres Stück »4‘33‘‘« macht die Stille selbst zum Bestandteil der Musik. Musik wurde verstärkt als Prozess oder als interaktive Kunstform verstanden. In der elektronischen Musik schließlich verschwimmen die Grenzen zwischen Original und Bearbeitung: Klänge lassen sich manipulieren, neu kombinieren, und losgelöst von einer menschlichen, schaffenden Intelligenz gestalten.
Trotz der Vorstellung eines »unantastbaren Werks« war die Bearbeitung und Anpassung für verschiedene Besetzungen stets ein zentraler Bestandteil der Musikgeschichte. Johann Sebastian Bach (1685–1750) etwa arrangierte seine eigenen und fremde Werke regelmäßig neu – eine in der Barockzeit übliche und weit verbreitete Technik, die als Parodieverfahren bezeichnet wird. Auch Werke von Franz Liszt (1811–1886), dessen Paraphrasen berühmter Opernthemen populär waren, zeigen, wie flexibel Musik an neue Kontexte angepasst werden kann.
Im 20. und 21. Jahrhundert gewinnt die Bearbeitung erneut an Bedeutung, befeuert durch digitale Technologien und die zunehmende globale Vernetzung. Ob durch Bearbeitungen für andere Besetzungen, elektronische Remixes oder genreübergreifende Neuinterpretationen – der Werkbegriff ist kein starres Dogma, sondern eine sich wandelnde Idee, die je nach Zeit, Kontext und Interpretation immer wieder neu verhandelt werden will und kann.
Die Frage nach Originalität und Authentizität, Urheberschaft und kreativem Freiraum ist aktueller denn je – insbesondere in Zeiten von Künstlicher Intelligenz und ungeahnter Formen von Reproduktion und Zugänglichkeit von Kunst. Im heutigen Programm mit dem aus der Software-Sprache entlehnten Titel »open source« spürt das Ensemble Resonanz musikalischen Werken nach und sucht abenteuerlustig nach einem freieren Verhältnis zum festgeklopften Werkbegriff. Dass das Ensemble Resonanz dabei mit der Saxofonistin Asya Fateyeva die Bühne teilt, kommt gleichfalls nicht von ungefähr: Wie kaum ein anderes Instrument spiegelt es die Freiheit im Umgang mit ursprünglich für andere Besetzungen geschriebenen Kompositionen, die zahlreich für das Saxofon mit seinem changierenden Klang adaptiert worden sind. Letztlich steht an diesem Abend also jene Vorstellung im Fokus, dass Musik nichts Finales, nichts Abgeschlossenes ist, sondern eine – im Wortsinn – offene Quelle, die unerschöpflich sprudelt und immer neue Perspektiven und Klanglichkeiten produziert.
Johann Sebastian Bachs Orchestersuiten zählen zu den Glanzstücken barocker Orchestermusik. Herausragenden Bekanntheitsgrad hat die Orchestersuite Nr. 3 D-Dur BWV 1068, nicht zuletzt aufgrund des berühmten »Airs«, das in ungezählten Bearbeitungen rund um die Welt Verbreitung fand. Die Suite ist ein Beispiel für die französische Ouvertüre-Suite, die stets mit einer feierlichen Einleitung beginnt und in stilisierten, in der Regel höfischen Tänzen fortgeführt wird. Die Musikwissenschaft datiert diese Werke in Bachs Leipziger Zeit, als der Thomaskantor – als Zeitvertreib und vielleicht auch als kleinen finanziellen Nebenverdienst – für das örtliche Collegium Musicum, das in Zimmermanns Kaffeehaus Konzerte gab, zu schreiben pflegte.
Wie bereits im Hinblick auf das schwelgerische Air erwähnt, zeichnet sich Bachs Musik durch eine bemerkenswerte Offenheit gegenüber Bearbeitungen aus. Dies machte sich der Komponist wie bereits erwähnt selbst zunutze, indem er viele seiner Werke selbst für unterschiedliche Besetzungen arrangierte oder bei neuen Werken immer wieder auf bereits bestehende Eigenkompositionen zurückgriff. Ungezählte Beispiele bei Bachs Zeitgenossen untermauern, die Normalität hinter dieser Praxis und deuten darauf hin, dass Musik weniger als festgeschriebene Partitur denn als wandelbares Material verstanden wurde, das je nach Anlass und Instrumentierung angepasst werden konnte.
Luciano Berios Chemins IV basiert auf seiner Sequenza VII für Oboe, einem Werk, das die solistische Virtuosität und Expressivität des Instruments auslotet. Berio war ein Komponist, der bewusst mit der Idee des sich wandelnden Werks spielte: Viele seiner Stücke existieren in mehreren Fassungen, wobei neue Schichten und Perspektiven hinzugefügt werden. So erweitert Chemins IV die ursprüngliche Oboen-Solo-Stimme um ein Ensemble, das als Resonanzraum dient und neue klangliche Dimensionen erschließt.
Hierin offenbart sich exemplarisch Berios Zugang zur Musik: Der Italiener, der im vergangenen Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, verstand Komposition als einen offenen, sich stets entwickelnden Prozess. In diesem Sinne sind Bearbeitungen nicht bloß Übertragungen von einer Besetzung in eine andere, sondern vielmehr eine Form der Weiterentwicklung, die neue Bedeutungen und klangliche Möglichkeiten erschließt.
Mit seiner Sonate in a-Moll D 821 schuf Franz Schubert 1824 eines der wenigen originalen Werke für ein heute weitgehend vergessenes Instrument: die Arpeggione, eine Art Hybrid aus Gitarre und Violoncello, 1823 von dem Wiener Geigenbauer Johann Georg Stauffer entwickelt. Auch wenn das Instrument nicht lange Bestand hatte, hat Schuberts sogenannte Arpeggione-Sonate ihm ein unsterbliches Denkmal gesetzt, zumal sie für andere Instrumente wie Cello, Bratsche oder Gitarre bearbeitet wurde. Heute erklingt eine weitere Version für Alt-Saxophon und Streicher, die von Dobrinka Tabakova stammt.
Diese Bearbeitung führt Schuberts Musik in einen neuen klanglichen Kontext, bleibt dabei aber dem Geist des Originals treu. Die gesanglichen Linien, die schwebenden Harmonien und der liedhafte Charakter kommen in der warmen Klangfarbe des Saxofons besonders zur Geltung. Auch dies zeigt: Die Grenzen zwischen Original und Bearbeitung sind oft fließend, und die Musikgeschichte ist voller Beispiele für kreative Transformationen.
In seinem 2015 gestarteten und auf fünf Jahre angelegten Projekt »50 for the Future« hat sich das renommierte Kronos Quartet die als höchste Form der Kammermusik geltende Gattung des Streichquartetts unter ganz neuen Gesichtspunkten vorgeknöpft. Mit 50 neu in Auftrag gegebenen Werken – je zur Hälfte bei Komponistinnen und Komponisten – zeigt das Projekt, wie lebendig und wandelbar diese Musikgattung ist. Als »open source« stehen die Stücke online kostenlos zur Verfügung und laden Musiker:innen aller Erfahrungsstufen zum Entdecken und Weiterentwickeln ein.
Drei der »50 for the Future« stehen in diesem Konzert auf dem Programm und transportieren den offenen, dynamischen Werkbegriff ins Hier und Jetzt. Tanya Tagaq, Jlin Patton und Rafiq Bhatia spielen mit Bearbeitung, Neukombination und Improvisation. Die Musiker:innen des Ensemble Resonanz arbeiten mit den von den Komponist:innen produzierten Soundfiles, greifen die für das Kronos Quartet entstandenen Arrangements auf und entwickeln sie im Probenprozess weiter. So entsteht ein kollektiver Schaffensprozess, der Grenzen aufbricht und neue musikalische Wege eröffnet – weit über die Konventionen der eurozentristisch geprägten Kunstmusik hinaus.
Die aus Kanada stammende Inuk-Künstlerin Tanya Tagaq verwebt in ihren Werken innovativ den traditionellen Kehlkopfgesang mit anderen Einflüssen: In »Sivunittinni«, was etwa mit »Die Zukünftigen« aus dem Inuktitut übersetzt werden kann, kombiniert sie traditionelle Gesangstechniken mit modernen Klangstrukturen und fordert die Musiker:innen dazu heraus, die rohe Energie und Emotionalität des Stücks zu verkörpern und dabei die Grenzen konventioneller Spieltechniken zu erweitern. Tagaq notiert weiter zu »Sivunittinni«: »Es gibt eine Entfremdung im menschlichen Dasein, eine Trennung von der Natur, die zu erheblicher sozialer Angst geführt hat – ebenso wie zu einem fehlenden Verständnis von wahrer Gesundheit und einem mangelnden Bezug zum eigentlichen Wesen des Lebens. Vielleicht kann dieses Stück ein kleiner Weckruf sein.«
Als Produzentin elektronischer Musik, bringt die US-Amerikanerin Jlin Patton eine ganz eigene Klangwelt ins heutige Programm ein, die von rhythmischer Dynamik geprägt ist. Den Titel »Little Black Book« habe sie gewählt, weil »ich ein schwarzes Notizbuch besitze, in dem ich all meine kreativen Ideen festhalte. Es ist mein Buch der absoluten Freiheit.« Diese Perspektive der klanglichen Freiheit habe sie auch bei der Komposition für das Kronos Quartet geleitet. »Es war mir egal, wie verrückt es klang – ich wollte, dass die Instrumente und ihre Auswahl frei sind«, schreibt Patton weiter. »Freiheit war mein Ziel, ganz gleich, wie unkonventionell oder unerwartet das Ergebnis sein würde.«
Der US-amerikanische Komponist und Gitarrist Rafiq Bhatia ist für seine genreübergreifenden Arbeiten bekannt ist und erforscht in seinem Stück »Glimmers« die Grenzen zwischen akustischen und elektronischen Klangwelten. Bhatia, der seine Musikkarriere zunächst an der Geige begann, lädt die Interpret:innen hier ein, die klanglichen Möglichkeiten ihrer Instrumente voll auszuschöpfen. Als Inspirationsquelle benennt er dabei nicht zuletzt George Crumbs Komposition »Black Angels«, die den Anstoß zur Gründung des Kronos Quartets gegeben hatte, und den »elektronisch verstärkten Streichertexturen und singenden Glasresonanzen«, die in der Kronos-Einspielung des Werks zu hören sind.
Texte von Esther Kreitschik
Asya Fateyeva gehört zu den herausragenden Vertreterinnen des klassischen Saxophons und bringt das Instrument mit ihrer künstlerischen Vision und Vielseitigkeit in den Mittelpunkt der Musikszene. Geboren auf der Krim, begeistert sie mit innovativen Programmen, die unterschiedliche Stile und Epochen vereinen – von Barock und Klassik über Romantik bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen, Jazz und Weltmusik. Ihr Spiel zeichnet sich durch technische Brillanz, emotionalen Tiefgang und einen einzigartigen Klang aus.
Bereits früh machte Asya Fateyeva international auf sich aufmerksam: 2014 schrieb sie Geschichte, als sie als erste Frau das Finale des renommierten Internationalen Adolphe-Sax-Wettbewerbs in Belgien erreichte und den dritten Platz belegte. Seitdem gilt sie als Pionierin, die das Saxophon in der klassischen Musikszene fest etabliert.
Ihre Konzerttätigkeit führte sie auf renommierte Bühnen und Festivals weltweit. Sie musizierte mit Orchestern wie dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, den Wiener Symphonikern, dem SWR-Symphonieorchester, der Dresdner Philharmonie und dem MDR-Sinfonieorchester. Unter der Leitung namhafter Dirigenten wie Robin Ticciati, Vladimir Spivakov und Michael Sanderling trat sie unter anderem im Wiener Musikverein, bei den Musikfestspielen Mecklenburg-Vorpommern und dem Lucerne Festival auf.
Höhepunkte der Saison 2024/2025 umfassen Auftritte mit der Kammerakademie Potsdam, Ensemble Resonanz, dem Beethovenorchester Bonn, den Münchner Symphonikern und der Lautten Compagney Berlin. Mit Letzteren veröffentlichte sie bereits ihre zweite, äußerst erfolgreiche CD Dancing Queen, auf der Werke von Abba und Rameau interpretiert werden. Darüber hinaus führt sie ihr Weg erneut zum Schleswig-Holstein Musik Festival, bei dem sie im Sommer 2024 als Residenzkünstlerin zu sehen war.
Neben ihrer Tätigkeit als Solistin widmet sich Asya Fateyeva mit Leidenschaft der Kammermusik. Dabei entwickelt sie originelle Projekte, wie etwa Arrangements von Bachs Goldberg-Variationen für Violoncello, Akkordeon und Saxophon, Programme mit Musik der 1920er-Jahre oder genreübergreifende Experimente mit Jazz und Weltmusik. Ihre kreative Vielseitigkeit und Offenheit machen sie zu einer multikulturellen Künstlerin, die in ihrer Musik unterschiedliche Einflüsse vereint.
Ihre musikalische Ausbildung begann sie als Jungstudentin an der Hochschule für Musik und Tanz Köln bei Professor Daniel Gauthier. Entscheidende Impulse erhielt sie durch Studienaufenthalte in Frankreich bei Claude Delangle (Paris) und Jean-Denis Michat (Lyon). Zudem absolvierte sie einen Aufbaustudiengang Kammermusik an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Heute gibt sie ihr Wissen als Professorin für klassisches Saxophon an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg sowie an der Musikhochschule Lübeck weiter.
Die Presse lobt Asya Fateyevas einzigartige Klangästhetik und Bühnenpräsenz. Harald Eggebrecht schrieb in der Süddeutsche Zeitung über sie: »Die junge Asya Fateyeva spielt Altsaxofon so vornehm und souverän, dass die Schönheit des von ihr hervorgezauberten Klangs jeden betört.«
Der Komponist, Zitherist und Dirigent Leopold Hurt ist einer der vielseitigsten Künstlerpersönlichkeiten seiner Generation. Er studierte Komposition und Musiktheorie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg sowie Zither und Historische Aufführungspraxis am Richard-Strauss-Konservatorium München. Seinen ersten Kompositionsunterricht erhielt er bei Peter Kiesewetter. 2004 setzte er sein Kompositionsstudium bei Manfred Stahnke an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg fort.
Leopold Hurts kompositorisches Schaffen umfasst das gesamte Spektrum der Instrumental- und Vokalmusik, wobei die Zither in mehreren seiner Kompositionen solistische Verwendung findet. Eine Reihe von Werken spiegelt seine Auseinandersetzung mit historischen Klangdokumenten traditioneller Volksmusik wider, letzteres auch mit elektronischen und multimedialen Mitteln. Leopold Hurt wurde für sein Schaffen mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Rauhe-Preis für Neue Kammermusik 2008, dem Gustav-Mahler-Kompositionspreis Klagenfurt 2008, dem Stuttgarter Kompositionspreis 2010, dem Kunstpreis der Regensburger Kulturstiftung der REWAG 2010 und dem Bachpreis-Stipendium der Stadt Hamburg 2011. 2008/2009 war er ausgewählter Komponist beim Internationalen Kompositionsseminar des Ensemble Modern Frankfurt. Als Stipendiat des Freistaats Bayern lebte er 2003/2004 an der Cité Internationale des Arts in Paris und 2009/2010 im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia Bamberg.
Seine Kompositionen wurden u. a. beim Warschauer Herbst, Darmstädter Ferienkurse, Ultraschall-Festival Berlin, Festival Greatest Hits Hamburg, Festival Avantgarde Tirol, ECLAT-Festival Stuttgart, Festival i-and-e Dublin, Festival MIKRO-TON Bern, Festival blurred edges Hamburg, Festival MUSICA Strasbourg und in der Wigmore Hall London aufgeführt. Zu den Interpreten seiner Werke zählen Collegium Novum Zürich, Österreichisches Ensemble für Neue Musik, Ensemble Modern, Decoder Ensemble, Ensemble Resonanz, KNM Berlin, Scottish Ensemble, oh ton-ensemble, E-Mex-Ensemble, Athelas Sinfonietta Copenhagen, ensemble mosaik, Ensemble Zeitsprung, Ensemble hand werk, Münchener Kammerorchester, Philharmonisches Orchester Augsburg, Regensburger Philharmonisches Orchester, Philharmoniker Hamburg und Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Leopold Hurt lebt und arbeitet in Hamburg.
Violine
Barbara Bultmann**¹, Gregor Dierck*³, Tom Glöckner¹, David-Maria Gramse³, Juditha Haeberlin, Christine Krapp, Benjamin Spillner², Swantje Tessmann², Mona Burger, Katharina Licht
Viola
David Schlage¹, Tim-Erik Winzer³, Adam Newman*², Caroline Spengler
Violoncello
Jörn Kellermann³, Saskia Ogilvie*², Saerom Park*¹
Kontrabass
Anne Hofmann*, Benedict Ziervogel*
** Konzertmeister
* Stimmführer:in
¹ Tanya Tagaq
² Jlin Patton
³ Rafiq Bhatia
Mit seiner außergewöhnlichen Spielfreude und künstlerischen Qualität zählt das Ensemble Resonanz zu den führenden Kammerorchestern weltweit. Die Programmideen der Musiker:innen setzen alte und neue Musik in lebendige Zusammenhänge und sorgen für Resonanz zwischen den Werken, dem Publikum und Geschichten, die rund um die Programme entstehen.
Das 21-köpfige Streichorchester ist demokratisch organisiert und arbeitet ohne festen Dirigenten, holt sich aber immer wieder künstlerische Partner:innen an Bord. Der Geiger und Dirigent Riccardo Minasi ist »Principal Guest Conductor & Partner in Crime« des Ensemble Resonanz. Enge künstlerische Verbindungen ging das Ensemble mit der Bratschistin Tabea Zimmermann, der Geigerin Isabelle Faust, dem Cellisten Jean-Guihen Queyras oder dem Dirigenten Emilio Pomàrico ein. Mit der Szenografin Annette Kurz begleitet seit der Saison 22/23 erstmals eine visuelle Künstlerin das Ensemble als Artist in Residence. Auch die Zusammenarbeit mit Komponist:innen und die Entwicklung eines neuen Repertoires sind ein treibender Motor der künstlerischen Arbeit.
In Hamburg bespielt das Ensemble Resonanz mit der Elbphilharmonie und dem resonanzraum St. Pauli zwei besondere und unterschiedliche Spielorte. Die Residenz an der Elbphilharmonie beinhaltet die Konzertreihe resonanzen, die in der 22. Saison für Furore sorgt. Aber auch mit Kinderkonzerten sowie im Rahmen diverser Festivals gestaltet das Ensemble die Programmatik des neuen Konzerthauses entscheidend mit und setzt Akzente für eine lebendige Präsentation klassischer und zeitgenössischer Musik.
Der resonanzraum im Hochbunker auf St. Pauli, der europaweit erste Kammermusik-Club, ist die Heimat des Ensemble Resonanz. Hier laden die Musiker:innen monatlich zu der Konzertreihe urban string, die von den Ensemble-Mitgliedern gestaltet und im Dialog mit der Musik internationaler DJ- und Elektronik-Künstler:innen präsentiert wird. Auch die an die Konzerte angedockten ankerangebote, die das Publikum zu neuen Erfahrungsräumen rund um die Programme laden, finden zum großen Teil hier statt: von werkstätten über hörstunden bis zu den Philosophie-Gesprächen im bunkersalon. Der resonanzraum wurde 2017 für sein innovatives Programm zum Hamburger Musikclub des Jahres gewählt, zudem erhielt er verschiedene Architektur-Preise wie den AIT-Award oder den Publikumspreis des BDA. Die Reihe urban string wurde 2016 mit dem Innovation Award der Classical Next ausgezeichnet.
Ausgehend von Hamburg gastieren die Musiker:innen auf diversen Festivals und an den führenden Konzerthäusern weltweit und lassen von Wien bis Tokio ein begeistertes Publikum zurück.