Spannungsgeladen, subversiv, reduziert.
Das Ensemble Resonanz versetzt sich mitten ins aufgeheizte Geschehen von Bachs Johannespassion und präsentiert eine eigene, intime Fassung in kammermusikalischer Besetzung. Die Noten bleiben unangetastet, auf den großen Turba-Chor wird verzichtet. Dafür begeben sich Gitarre und Electronic Continuo gemeinsam auf sphärische Ausflüge.
Konzertkritik im Hamburger Abendblatt
15.04.2022, Marcus Stäbler
»Wie können wir Musik lebendig machen? So dass sie uns wirklich berührt, selbst wenn sie schon einige hundert Jahre alt ist? Auf diese Frage liefert das Ensemble Resonanz radikalere Antworten als viele andere. Auch und gerade mit seinem Blick auf Bachs Johannes-Passion. Die bewusst unhistorische Aufführung im Kleinen Saal der Laeiszhalle nutzt moderne und auch elektronisch verstärkte Instrumente; die Vokalstimmen sind nur mit fünf Solisten besetzt. Plus die Orchestermitglieder, die sich manchmal in den Gesang einmischen. Wie im Eingangschor, dessen Ausruf ›Herr!‹ so eine besondere Dringlichkeit bekommt und das Werk aus der Sphäre von Kunst und Religion ins Hier und Jetzt holt. Die emotionale Botschaft ist klar: Diese Passions-Geschichte über das Leiden eines jungen Mannes, der sich für die Menschen opfert, geht uns alle an.