Der erste Film zu John Cage's »Living Room Music« entstand im Frühjahr 2020, mitten im ersten Lockdown. Elf Ensemblemitglieder musizierten den ersten Satz »To begin« vor der privaten Kulisse ihrer eigenen vier Wände und kamen so trotz der erzwungen Vereinzelung in der Musik zusammen. Mit der Idee, den zweiten Satz im Herbst in den Räumen des Ensemble im Medienbunker St. Pauli aufzunehmen, kamen einige Monate später auch Fragen nach der Gestaltung des Sets auf - wie konnte ein geeigneter Hintergrund für Cage's »Story« aussehen? Obwohl sich inzwischen alle Mitwirkenden wieder an einem Ort zusammenfinden konnten, sollte das Thema Vereinzelung fortgeführt werden. Das Set wurde deshalb als Fotobox eingerichtet, in der alle Videos einzeln aufgezeichnet und erst nachträglich zusammengesetzt wurden.
Auch die Gestaltung der Fotobox wurde in das Konzept des Films einbezogen:
Ausgangspunkt für die Suche nach Farben für unsere Fotobox war die Überlegung, jede der 4 Stimmen der Partitur im Film durch eine eigene Hintergrundfarbe zu markieren. Weil wir die Einzelstimmen ja auf eine Vielzahl von Sprecherinnen verteilt haben, wollten wir so die Struktur der Partitur im Video sichtbar machen. Auf der Suche nach möglichen Farbkombinationen kam mir der Gedanke, dass es schön wäre, hier irgendwie einen Zusammenhang zum Projekt herzustellen.
Die Frage war: was hätte John Cage getan? Gibt es womöglich eine Verbindung von Cage zu Farbtheorien? Vielleicht eine Lieblingsfarbe? Auf der Suche nach Antworten im Netz ist mir irgendwann aufgefallen, dass eigentlich alle Bilder von Cage, die ich finden konnte, eine Gemeinsamkeit hatten: die Farbe Blau in verschiedenen Abstufungen.
Tom Glöckner, Ensemblemitglied