Text: Tobias Ruderer
Der Österreicher Thomas Larcher tritt, wie Britten dies ebenfalls tat, als Pianist und Komponist gleichermaßen in Erscheinung, beide beherrschten, beziehungsweise beherrschen zudem die Kunst, kompromisslos und zugänglich zugleich zu schreiben, auch, weil in ihren Werken Tonalität als ein entscheidendes Element beibehalten bleibt. Larcher hat sich inzwischen als einer der vielseitigsten und erfolgreichsten Komponisten seiner Generation etabliert, im August dieses Jahres wurde sein Nocturne bei den BBC Proms gespielt.
Das 2002 uraufgeführte Still ist Larchers erstes Werk für Soloinstrument und Orchester. Der Titel changiert zwischen den Dimensionen des Hörbaren und des Sichtbaren: Er verweist auf video stills, Standbilder aus Filmen, in denen ein Bild eingefroren und dessen Details für die Betrachtung freigegeben werden.
Hier ist es der Ton Fis, der das Stück durchgehend beherrscht und in immer wieder wechselnde rhythmische und harmonische Bezüge gestellt wird. Zugleich wird auch auf die Stille angespielt, die das Werk prägt und zudem für Larcher zum Charakter des Solo-Instruments passt: »Es geht [...] auch um Introspektion und Aktivität. Still heißt [...] natürlich auch Stille – und gerade die Stille ist ein Begriff, den ich sehr mit der Viola assoziiere.«
Räumliche und zeitliche Ordnung treten in diesem Werk in ein Wechselspiel: Musik, deren Gesetz die Entfaltung in der Zeit ist, wird in ein Bild gebannt, bis die auf diese Weise hergestellte Statik aus sich selbst heraus eine neue Bewegung entbindet. Der Fokus auf einzelne Töne und Akkorde, die sozusagen »haptische« Qualität der Klänge, stellt dabei in der Programmfolge dieses Konzerts eine überraschend anschauliche Verbindung zu den ebenfalls aufgeführten Werken von Benjamin Britten her