Volkslied aus Drama, Bearbeitung: Antonis Anissegos (2019)
»Türkü«, wie die Volkslieder der Aşıks genannt werden, entstehen seit Jahrhunderten. »Zere mê« ist ein neuer Türkü aus der Feder von Taner Akyol. Auf Zaza, der Sprache von Akyols Vorfahren, bedeutet »Zere mê« »mein Inneres«, oder auch »meine Liebe, mein Leben«.
Inspiriert wurde Akyol dazu durch einen Film über einen Soldaten und seine Frau, die versuchen, nach Jahren im Exil in die Türkei zurückzukehren: »Doch sie kamen in einen Schneesturm, überall war es weiß, es war nichts mehr zu sehen«, erzählt er bei einem çay in seinem Musikatelier im Herzen von Kreuzberg.
Für die Bağlama komponiert er seit vielen Jahren, begleitet sich auch selbst als Sänger. »Das Instrument ist die Verlängerung meines Ichs, meines Innersten, meiner Seele. Sie ist ein heiliges Instrument, ein Familienmitglied. Wir beten sogar mit ihr, auch wenn ich seit Kindesbeinen Kommunist und Atheist bin.«
In seinen Kompositionen entwickelt Akyol die Spieltechniken der Langhalslaute weiter, von Vibrati über Verzierungen zu neuen Anschlagstechniken. Er schlägt sie, kratzt sie, versucht, neue Klänge aus ihr herauszuholen. »Ich gehe sehr frei mit ihr um, aber ich weiß auch, was ich nicht darf. Ihre Seele dürfen wir nicht anrühren.«